Siedlungen Bylakuppe

Informationen zu den tibetischen Siedlungen in Bylakuppe, wo unser Zentrum zahlreiche Patenschaften für Mönche im Kloster Sera Je und für einige Kinder in den Siedlungen betreut:

Der Ort Bylakuppe liegt im Westen des Distrikts Mysore, im südindischen Bundesstaat Karnataka. Zu dem Ort gehören die zwei benachbarten tibetischen Flüchtlings-Siedlungen, das 1961 gegründete Lugsum Samdup Ling“ und das 1969 gegründete „Dickyai Larsoe“. Die nächstgelegene Stadt ist Kushalnagar im Distrikt Kodagu. Die Großstadt Mysore ist ca. 90 km entfernt.

Bylakuppe liegt ca. 800 m über dem Meeresspiegel, die Durchschnittstemperaturen liegen zwischen 25 und 35 Grad Celsius.

Nach der chinesischen Besetzung Tibets im Jahr 1950 und der gewaltsamen Niederschlagung des Aufstands gegen die Unterdrückung im Jahr 1959, in deren Folge Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama und zehntausende Tibeter nach Indien fliehen mussten, stellte die damalige indische Regierung den Tibetern im Exil in einem Akt der Freundschaft diesen Landstrich zur Verfügung, um sich dort ansiedeln zu können.

Heute leben ca. 10.000 tibetische Flüchtlinge in den beiden Siedlungen von Bylakuppe, die zusammen die größte tibetische Minderheit in Indien außerhalb von Dharamsala bilden.

Geschichte: Lugsum Samdup Ling war die erste tibetische Siedlung in Indien. Sie wurde 1960 mit 3.000 Siedlern gegründet. Die Siedlung Dickyai Larsoe wurde im Jahr 1969 mit 2.000 Siedlern gegründet. Die Regierung des indischen Bundesstaates Karnataka hatte den tibetischen Flüchtlingen eine bewaldete Fläche von ca. 8.000 Quadratkilometern zur Besiedlung und Kultivierung des Landes zur Verfügung gestellt. Häuser und Infrastruktur wurden langsam aufgebaut. Mit indischer und internationaler Hilfe gelange es den tibetischen Neuankömmlingen, das Land in eine bewohnbare Region zu verwandeln.

Zwar beträgt die Anzahl der tibetischen Einwohner heute fast das Dreifache als in den Siebziger Jahren, doch die natürlichen Ressourcen blieben über die Jahre stabil.

Lugsum Samdup Ling besteht aus 7 Dörfern oder Camps, die verstreut liegen, wobei jedes Camp etwa 30 Familien umfasst. Die einzelnen Camps befinden sich in einer Entfernung von 4 bis 6 Kilometern voneinander.

Dickyai Larsoe besteht aus 16 Dörfern. Die Dörfer tragen ihre eigenen Namen und Nummern. 14 dieser Dörfer (Nr. 1 – 14) liegen direkt innerhalb von Bylakuppe, während sich zwei (Nr. 15 und 16) außerhalb von Bylakuppe, in der Nähe des 25 km entfernten Chowkur befinden. Im Durchschnitt beherbergt jedes Dorf 32 Familien und die Anzahl der Familienmitglieder variiert zwischen 4 und 14 Menschen.

Das Gebiet besteht aus einer Anzahl von nahe beieinander liegenden kleinen Camps und landwirtschaftlichen Siedlungen. Mit den Jahren hat die tibetische Exil-Gemeinde wichtige Schritte in Richtung der Selbstversorgung unternommen und unter dem Einsatz moderner Anbaumethoden werden unter anderem Mais, Ingwer und Gemüse angebaut. Neben der Landwirtschaft arbeiten viele Exiltibeter im Dienstleistungssektor und betreiben kleine Geschäfte und Restaurants.

Obwohl die Zahl der Flüchtlinge in den Siedlungen gestiegen ist, haben sie dennoch nicht mehr Land zur Verfügung. Viele Bewohner haben keine indische Staatsangehörigkeit und somit keine Möglichkeit, Land zu erwerben.

Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit geraten immer mehr Menschen in Not. Die Bildungszentren und Kindertagesstätten sind durch das Bevölkerungswachstum überlastet. Manche Eltern müssen ihre kleinen Kinder unbeaufsichtigt zurücklassen, während sie zur Arbeit gehen.

Viele Kinder und Jugendliche aber haben gar keine Verwandten in Indien, oder aber nur in den Klöstern. Sie wurden wie so viele seit der Besetzung Chinas von ihren Eltern schweren Herzens nach Indien geschickt, um in Freiheit leben und eine Schulausbildung machen zu können.

Zu den tibetischen Siedlungen gehören auch mehrere Klöster, Nonnenklöster und Tempel, die den verschiedenen großen Tibetisch-Buddhistischen Traditionen angehören.

Die wichtigsten unter ihnen sind die große Klosteruniversität Sera, das kleinere Kloster Tashi Lhunpo (mit ca. 250 Mönchen) – beide gehören zur Gelug-Tradition, dessen bedeutendster Verteter Seine Heiligkeit der XIV. Dalai Lama ist, – sowie das Kloster Namdroling, das in der Nyingma-Tradition steht.

Das ursprüngliche Kloster Sera wurde 1419 in Tibet gegründet und entwickelte sich zu einer der größten monastischen Universitäten der Welt. Zum Zeitpunkt der chinesischen Invasion lebten und studierten dort ca. 9.000 Mönche. Viele Tausende von ihnen kamen während und nach dem Einmarsch der Chinesen ums Leben. Nur wenigen gelang die Flucht ins indische Exil.

Dort im Süden Indiens lebte die Tradition mit der Gründung der Sera Mahayana Klosteruniversität wieder auf. Heute erhält das Kloster Sera Je die tibetisch-buddhistische Kultur in Bylakuppe am Leben.

In den beiden Klöstern Sera Je und und Sera Me leben heute etwa 6.000 Mönche.

Das Kloster Sera zählt heute in der Welt zu den wichtigsten Institutionen für philosophische Studien und hat mittlerweile die Größe einer Kleinstadt erreicht, mit der dazu notwendigen Infrastruktur, wie Straßen- und Hausbau, Wasser- und Stromversorgung. Um alles zu unterhalten ist das Kloster auf Hilfe von außen und Spenden angewiesen.

 

Der berühmte „Goldene Tempel“ ist eine

Touristenattraktion in Bylakuppe. Sobald man ihn betritt, fühlt man sich von dem Lärm der indischen Straßen meilenweit entfernt, wie in einer anderen Welt. Drei beeindruckende Statuen von Padmasambhava, Buddha Shakyamuni und Buddha Amitayus, jede über 12 Meter

groß, schauen vom Altar auf den Betrachter hinab:

 

Die Wände des Tempels sind mit farbenfrohen Abbildungen aus der tibetisch-buddhistischen Glaubenswelt geschmückt. Um den Altar voller Blumen, Kerzen und Räucherstäbchen flattern fröhlich kleine Vögel.

Es ist ein majestätischer Ort der Ruhe und inneren Einkehr, umgeben von Gärten. Während der Festtage verwandelt sich der Hof in eine offene Bühne, wo maskierte Tänzer in farbenfrohen Kostümen zu den Klängen von Gongs und zeremoniellen Trompeten auftreten.

Touristen sind jederzeit in den Klöstern und Tempeln willkommen. Das Fotografieren ist überall erlaubt. Um den Tempel findet man mehrere kleine Geschäfte, die tibetischen Schmuck, Kunsthandwerk, Räucherstäbchen und Souvenirs verkaufen.